Minimalismus

Universelle Phänomene: die essentielle Form

Im Prozess der hier vorgestellten Sachverhalte kommt Franz Bette immer wieder bei einer, seiner "essentiellen Form" an. Die Form ist von asketischer Beschränkung, sie versteht sich als Destillat seiner Denkweise und Anliegen und vertritt einen Punkt, über den ein Hinausgehen die Auflösung der Form bedeutet. In allen Details, der Materialwahl, der Materialbehandlung und Konstruktion ergibt sich eine Form mit der Tiefe des offensichtlich Einfachen- Ring mit Stab, Ring mit Winkel, Ring mit Kreuz. (Abb. ---) Der Schmuck versteht sich als Bild mit der Dimension zur Universalität. Diese Form, die aus ihrer Essentialität heraus Emotionen in sich verschließt, reflektiert fast nur noch die Projektionen des Künstlers oder lässt sehr individuelle Gedankengänge zu. Wie jeder Anfang das Ende in sich trägt, so fordert das Ende einen neuen Anfang. Es verlangt von Franz Bette, aus dieser absoluten Reduktion wieder herauszugehen, die essentiellen Sichten wieder Schritt für Schritt in Details der Ausformulierung sichtbar werden zu lassen.

Zwei Arbeiten können uns erste Schritte aus der Introversion heraus anschaulich machen. Im einen Fall kann vielleicht noch darüber Uneinigkeit bestehen, ob wir es hier noch mit einer "essentiellen Form" zu tun haben, es ist ein schlichter Edelstahlring mit zwei beweglichen Stäben. Die minimale Differenz – zwei statt einem Stab – ergibt eine maximale Variation mit der Tendenz ins Unendliche (Abb. ---). Im anderen Fall fungiert der Ring selbst als stählernes Behältnis, durch das ein feiner Golddraht geschützt wird. Aus seinem Versteck fühlt der feine Draht in Form einer Geraden in zwei Richtungen in den Raum hinaus. Für den Betrachter bieten beide Beispiele formale, auch Material bezogene Anknüpfungspunkte, um in der sinnlichen Wahrnehmung und je nach persönlichem Erfahrungshorizont das emotionale Potential der Form für sich auszuloten."

Dr. Sabine Runde, "Ornament ohne Ornament" Museum für angewandte Kunst Frankfurt, 2007